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Vorstellungsgespräch vorbereiten: Wie du unerwartete Fragen im Bewerbungsgespräch souverän meisterst

In über 20 Jahren als Karriereberaterin habe ich unzählige Menschen in ihrer beruflichen Orientierung und ihrem persönlichen Karriereweg begleitet. Ein wichtiger Part dabei ist es, am Ende die Bewerber auf den Arbeitsmarkt und auf bevorstehende Vorstellungsgespräche vorzubereiten. 

Viele Arbeitnehmer haben großen Respekt vor dem Job-Interview, insbesondere wenn sie lange nicht mehr in der Notwendigkeit waren, sich präsentieren zu müssen. Häufig berichten mir meine Kundinnen und Kunden von ihrer Sorge, mit unerwarteten Fragen konfrontiert zu werden. Das könnte dazu führen, dass sie trotz gründlicher Vorbereitung sprachlos vor dem Gesprächspartner stehen. Die Angst, sich durch eine peinliche Antwort zu blamieren oder keine kreative Antwort parat zu haben, ist für die meisten ein Horrorszenario. 

Damit du dich optimal auf unerwartete Fragen im Vorstellungsgespräch vorbereiten kannst, teile ich in diesem Artikel meine Erfahrungen und gebe dir praxisnahe Tipps, wie du mit solchen Fragen souverän umgehen kannst. Wenn du schon lange über einen Jobwechsel nachdenkst, findest du in diesem Beitrag meine wichtigsten Tipps.

Wichtig ist mir noch folgender Hinweis: Es geht nicht um unzulässige oder unverschämte Fragen. Es geht mehr um Formulierungen, die ggf. etwas unbequem oder im Kontext unerwartet kommen. Manche der Fragen sind wirklich krass und werden (hoffentlich) nicht häufig im Job-Interview eingesetzt. Im Laufe der Jahre habe ich jedoch schon viel gehört und deshalb stellen wir uns heute dem Thema.

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Warum stellen Personalverantwortliche überhaupt unerwartete Fragen im Vorstellungsgespräch?

Eines steht fest: Unerwartete Fragen gehören bei 99 % der Bewerbungsgespräche dazu. Die Frage ist natürlich: was ist „unerwartet“. Es ist also besser sich im Vorfeld darauf vorzubereiten, statt zu hoffen, dass alles souverän läuft. 

Bevor wir jedoch in die Vorbereitung einsteigen, werfen wir einen Blick darauf, warum Arbeitgeber gerne unerwartete Fragen stellen. Diese dienen dazu, die Reaktionsschnelligkeit, Flexibilität und Authentizität der Bewerber zu prüfen. 

Personalverantwortliche möchten dich durch unerwartete Fragen nicht ins Fettnäpfchen locken, sondern mehr über deine Persönlichkeit und deine Herangehensweise erfahren. Ein geschickter Umgang mit solchen Fragen wird dazu führen, dass du einen positiven Eindruck hinterlässt. Deine Reaktion auf diese Fragen kann oft mehr über dich und deine mögliche Eignung für die Position aussagen, als Antworten, die du vorbereitet hast. 

Schritt-für-Schritt auf das Vorstellungsgespräch vorbereiten

1. Recherche über das Unternehmen

Informiere dich ausführlich über das Unternehmen. Zeige, dass du nicht nur an der offensichtlichen Oberfläche kratzt, sondern auch die Unternehmenskultur und -werte kennst und verstehst. Wenn du die Unternehmensphilosophie kennst, kannst du bereits einschätzen, welche Antworten auf mögliche unerwartete Fragen positiv ankommen könnten und welche nicht. 

2. Selbstanalyse

Reflektiere deine Stärken und Lernfelder. Es ist wichtig, dass du dir auch bei unerwarteten Fragen im Vorstellungsgespräch selber treu bleibst. Wenn du beispielsweise gefragt wirst, ob du spontan und lustig bist, dann antworte nur mit “Ja”, wenn es auch deiner Natur entspricht. Personalverantwortliche könnten dich nach einem “Ja” spontan dazu auffordern einen Witz zu erzählen – wenn du jedoch gar nicht der Typ dafür bist, könnte es zu einer unangenehmen Situation kommen. Antworte also auch auf unerwarteten Fragen wahrheitsgetreu, um peinliche Situationen zu vermeiden. Entweder du hast tatsächlich einen Witz auf Lager oder erklärst dein Verständnis von „lustig“.

3. Vorstellungsgespräch vorbereiten – Übungen sind das A & O

Übung macht den Meister, und je öfter du unerwartete Fragen im Bewerbungsgespräch übst, desto sicherer wirst du im Umgang damit. Überlege dir im Vorfeld, welche kreativen Fragen das Unternehmen stellen könnte und schreibe sie auf. Überlege dir mögliche Antworten, die zu dir und der Frage passen. Du kannst auch mit Freunden oder Familienmitgliedern ein Rollenspiel machen. Frage auch in deinem Freundeskreis, welche unerwarteten Fragen sie bereits erlebt haben und was sie sich in einem Bewerbungsgespräch vorstellen könnten. Kreativität und Schlagfertigkeit lässt sich ebenso trainieren, wie alles andere. 

4. Vorstellungsgespräch vorbereitenAntwortstrategien im Vorfeld bedenken

Entwickle verschiedene Strategien, um auf unerwartete Fragen zu reagieren. Sei bereit, deine Denkweise zu erklären. Bereite dich auch darauf vor, dass dir einmal nicht sofort die passende Antwort einfällt. Es ist sinnvoll, sich für einen solchen Fall, den folgenden Satz zu merken: “Mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet, geben Sie mir bitte kurz einen Augenblick Zeit zum Nachdenken.” Während du diesen Satz aussprichst, hast du ein paar zusätzliche Sekunden gewonnen, in denen dir vielleicht schon eine Idee für deine Antwort eingefallen ist. 

Vorstellungsgespräch vorbereiten
Wer sich auch auf unerwartete Fragen vorbereitet, hat gute Chancen, positiv im Job-Interview aufzufallen.

Vorstellungsgespräch vorbereiten: typische unerwartete Fragen

Arbeitgeber können kreativ sein, wenn es darum geht, unerwartete Fragen zu stellen. Der Fantasie sind hier (leider) keine Grenzen gesetzt. Im Folgenden möchte ich dir jedoch einige Beispiele von unerwarteten Fragen und möglichen Antworten zeigen. Zusätzlich erfährst du, welche Wirkung die Antwort auf Personalverantwortliche haben kann. Beachte jedoch, dass du die Antworten nicht einfach 1:1 kopierst. Deine Antworten sollten immer zu dir und zu dem Unternehmen, in dem du gerne arbeiten würdest, passen. Diese Vorlage zum Thema „Vorstellungsgespräch vorbereiten und unerwartete Fragen meistern“ soll dir als kreativer Denkanstoß dienen. 

1. „Wenn du ein Superheld wärst, welcher wärst du und warum?“

Antwort: „Ich wäre Iron Man. Seine Fähigkeit, innovative Lösungen zu entwickeln und Herausforderungen mit Technologie zu überwinden, spiegelt meine Herangehensweise an Probleme in der Arbeitswelt wider. Ich strebe danach, kreative und effektive Lösungen zu finden.“

Warum ist die Antwort gut? Diese Antwort zeigt Kreativität, Selbstbewusstsein und verknüpft persönliche Eigenschaften mit beruflichen Qualitäten. Der Personaler erfährt, dass du Probleme innovativ angehst und technologieorientiert denkst.

2. „Was würdest du tun, wenn du plötzlich unsichtbar wärst?“

Antwort: „Ich würde durch die verschiedenen Abteilungen gehen, um mehr über die unterschiedlichen Teams im Unternehmen zu erfahren. Indem ich ihre Arbeit beobachte und ihre Herausforderungen besser verstehe, könnte ich zur Förderung der Zusammenarbeit und Effizienz beitragen.“

Warum ist die Antwort gut? Diese Antwort zeigt nicht nur Kreativität, sondern auch strategisches Denken und den Wunsch nach Teamarbeit. Der Personaler gewinnt den Eindruck, dass du bereit bist, über den Tellerrand zu schauen und dich für das große Ganze zu engagieren.

3. „Welche Superkraft hättest du gerne und wie würdest du sie im Beruf einsetzen?“

Antwort: „Ich hätte gerne die Fähigkeit, Menschen zu motivieren. Im Beruf würde ich diese Superkraft nutzen, um ein inspirierendes Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Teammitglieder ihr volles Potenzial entfalten können.“

Warum ist die Antwort gut? Diese Antwort zeigt nicht nur Selbstkenntnis, sondern auch den Wunsch, eine positive Arbeitskultur als Führungskraft zu schaffen. Der Personaler erkennt, dass du nicht nur deine eigenen, sondern auch die Potenziale anderer im Blick hast.

4. „Was wäre dein Plan B, wenn du deinen aktuellen Karriereweg nicht verfolgen könntest?“

Antwort: „Mein Plan B wäre eine Karriere im Bereich Coaching und Mentoring. Ich habe festgestellt, dass ich Freude daran habe, anderen dabei zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten und ihre beruflichen Ziele zu erreichen.“

Warum ist die Antwort gut? Die Antwort zeigt nicht nur Flexibilität, sondern auch eine positive Einstellung gegenüber alternativen Karrierewegen und das Interesse an personalorientierten Tätigkeiten.

5. „Wenn du ein Buch über dein Leben schreiben würdest, wie würde der Titel lauten?“

Antwort: „Der Titel würde lauten ‚Von Herausforderungen zu Chancen: Eine Reise der Selbstentdeckung und beruflichen Erfolge‘. Dies spiegelt meine Einstellung wider, Schwierigkeiten als Möglichkeiten zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung zu betrachten.“

Warum ist die Antwort gut? Die Antwort betont nicht nur persönliche Entwicklung, sondern auch die Fähigkeit, aus Herausforderungen positive Erfahrungen zu ziehen.

6. „Wenn du nur drei Dinge auf eine einsame Insel mitnehmen könntest, welche wären das?“

Antwort: „Ein Buch, um meine Gedanken zu beschäftigen, eine Wasserfiltrationsanlage für lebenswichtiges Wasser und ein Tagebuch, um meine Erfahrungen festzuhalten und reflektieren zu können.“

Warum ist die Antwort gut? Diese Antwort zeigt Prioritäten und Voraussicht. Der Personalverantwortliche könnte davon ableiten, dass der Bewerber in schwierigen Situationen methodisch denkt und bereit ist, Ressourcen effizient zu nutzen.

7. „Was ist das Verrückteste, das du jemals getan hast?“

Antwort: „Ich habe einmal spontan einen Roadtrip gemacht, ohne ein festes Ziel zu haben. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Leben sind.“

Warum ist die Antwort gut? Diese Antwort unterstreicht Eigenschaften wie Abenteuerlust und Anpassungsfähigkeit, die auf eine positive Einstellung und Offenheit für neue Erfahrungen hinweisen.

8. „Was würdest du tun, wenn du plötzlich für einen Tag der CEO des Unternehmens wärst?“

Antwort: „Ich würde den Tag nutzen, um mit den Mitarbeitern in den verschiedenen Abteilungen zu sprechen, um ihre Perspektiven und Ideen kennenzulernen. Eine offene Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg eines Unternehmens.“

Warum ist die Antwort gut? Diese Antwort betont den Wert von Kommunikation und Teamarbeit. Der Personalverantwortliche könnte daraus schließen, dass der Bewerber nicht nur auf individuellen Erfolg abzielt, sondern auch den Erfolg des gesamten Teams im Blick hat.

9. „Wenn du ein Tier wärst, welches wärst du und warum?“

Antwort: „Ich wäre ein Adler, weil er eine klare Perspektive hat und in der Lage ist, sowohl das große Ganze als auch die kleinen Details zu sehen.“

Warum ist die Antwort gut? Diese Antwort zeigt Selbstreflexion und die Fähigkeit, persönliche Eigenschaften mit beruflichen Qualitäten zu verknüpfen. Ein Adler steht für Weitsicht und Aufmerksamkeit für Details, was auf strategisches Denken und Aufmerksamkeit für wichtige Aspekte hinweisen könnte. Ebenso wird der Adler häufig mit Führung und einer ambitionierten Arbeitsweise in Verbindung gebracht. 

10. „Wenn du drei historische Persönlichkeiten zu einem Abendessen einladen könntest, wer wären sie und warum?“

Antwort: „Ich würde Mahatma Gandhi, Marie Curie und Nelson Mandela einladen. Ihre Lebenswege und Prinzipien haben die Welt auf einzigartige Weise geprägt, und ich würde gerne von ihrer Weisheit und ihren Erfahrungen lernen.“

Warum ist die Antwort gut? Diese Antwort zeigt nicht nur historisches Interesse, sondern auch den Wunsch, von bedeutenden Persönlichkeiten zu lernen und deren Werte in die eigene Entwicklung zu integrieren.

Dos and Don’ts bei unerwarteten Fragen im Vorstellungsgespräch 

Dos

  • Bleibe ruhig und sammle kurz deine Gedanken
  • Versuche, die Frage hinter der Frage zu verstehen. Was möchte der Arbeitgeber wirklich wissen? Du kannst das Gehörte nochmal zusammenfassen und klären, ob du die Frage richtig verstanden hast.
  • Antworte authentisch, ehrlich und erkläre deine Sichtweise 

Don’ts

  • Verfalle nicht in Panik. Selbst wenn du die Antwort nicht sofort weißt, bleibt ruhig und überlege sorgfältig.
  • Vermeide es, zu allgemein zu antworten. Sei konkret und füge Beispiele aus deiner Erfahrung hinzu.

Mein Fazit zum Thema: „Vorstellungsgespräch vorbereiten & unerwartete Fragen souvern meistern“

Nun kennst du eine Auswahl von unerwarteten Fragen, die dir im Job-Interview gestellt werden können. Mit hilfe dieser Fragen kannst du dich optimal auf dein Vorstellungsgespräch vorbereiten und in Ruhe überlgen, welche Antworten für dich passend wären.

In der Vorbereitung auf unerwartete Fragen geht es darum, authentisch und flexibel zu sein. Denke daran, dass Perfektion nicht erwartet wird, sondern die Fähigkeit, kluge und durchdachte Antworten zu geben. Bei unerwarteten Fragen gibt es kein “richtig” oder “falsch” – die Hauptsache ist, dass die Antwort deine Persönlichkeit widerspiegelt. Sei du selbst und zeige, was du drauf hast!

Wenn du dir noch unsicher bist, wie du den Jobwechsel bei deinem derzeitigen Arbeitgeber begründen sollst, schau dir meine Tipps dazu an.

Du hast noch weitere Fragen zum Thema „Vorstellungsgespräch vorbereiten“? Dann vereinbare jetzt gerne ein kostenfreies und unverbindliches Strategiegespräch.